Esther von Krosigk: Über den Journalismus bin ich zum Medium Buch gekommen

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Esther von KrosigkWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Esther von Krosigk und ich mache fast alles rund um Bücher: ich schreibe sie, ich gebe Bücher heraus und entwickele neue Verlagskonzepte. Das war immer schon mein Traum, seit ich einen Stift in der Hand halten konnte. Über den Journalismus – zuletzt als Redakteurin beim Burda Verlag in München – bin ich endlich zum Medium Buch gekommen. Das war 2003, da habe ich den Sprung gewagt und meine Festanstellung gekündigt, um meinen ersten Roman „Das Haus der Zeichen“ (Random House) zu beginnen. Zehn Jahre zuvor hatte mir meine Tante Almuth v. Arnim von den mystischen Begebenheiten auf dem Gut eines Verwandten erzählt, zehn Jahre ging mir die Sache nicht mehr aus dem Kopf. Konzept und die ersten dreißig Seiten sandte ich an die Agentur „Schlückagent“, die fand sofort einen Verlag. Mein Buch hat mich auf der Leipziger Buchmesse schließlich zu meinem Mann geführt, der Verleger ist, und gemeinsam haben wir neue Verlagsideen entwickelt. Ein Ergebnis ist der „Fromm Verlag“, ein Imprint für christliche Publikationen, den es inzwischen auch in verschiedenen anderen Sprachen gibt. Der Name ist übrigens bewusst gewählt als Konterpart zu der anti-kirchlichen Haltung meiner Familie, die fromme Menschen oft belächelt hat. Ich bin inzwischen zum Katholizismus konvertiert.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

So früh wie möglich aufstehen und los schreiben. Wäre ich nicht als Mutter an bestimmte Zeiten gebunden, würde ich schon im Morgengrauen anfangen, denn die Stille des beginnenden Tages macht mich kreativ. Die Träume der Nacht wirken nach. Das Fenster zu einer anderen Welt ist noch offen. Ideal für fiktive Geschichten. Einfälle für meine Texte brauchte ich meist vorab nicht zu notieren, ich behalte sie im Kopf. Und bin froh, wenn ich sie dann loslassen kann. Etwas später am Tag, nach Durchsicht von Emails und dem Lesen von Nachrichten, geht es mit „profaneren“ Texten weiter. Sachbücher kann ich zu jeder Tageszeit schreiben und egal wo. Nein, stimmt nicht, es muss leise sein. Immer. Lärm hemmt das Schreiben.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Die Textarten haben sich diversifiziert. Ich habe mit Romanen im Stil des „Magischen Realismus“ gestartet und schreibe gerade an einem Band mit Novellen, der dem wieder sehr nahe kommt. Dazwischen habe ich Sachbücher veröffentlicht, die mir einfach Spaß gemacht haben: Das sind u.a. die Anekdotenbücher über die Päpste Franziskus, Benedikt XVI. und Johannes Paul II. Diese Büchlein gehen flott von der Hand, wenn das gesamte Material nach Monaten endlich zusammen gesammelt ist. Aus Zeitungen, Zeitschriften, Internet und aus Interviews. Papst Franziskus habe ich ein Exemplar seines Buches zugeschickt – und bekam daraufhin ein Dankesschreiben von Benedikt XVI. So etwas nennt man wohl Teamarbeit… Nebenbei habe ich an einem digitalen Lexikon für „de Gruyter“ mitgearbeitet und rund 1.000 Reprints, zum Teil Werke sehr bekannter Wissenschaftler des 19. und 20. Jahrhunderts, für „Edition Classic“ neu herausgegeben. Hinzu gekommen sind Blog-Beiträge und jüngst ein Reiseführer für den Droste Verlag.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Ich würde mir wünschen, dass die „klassischen“, also etablierten Verlage sich unkonventionellen Themen mehr öffnen. Beispiel: Wenn man als Autorin nicht genau die vorgegebenen Kategorien wie etwa „Historienroman“ oder „Fantasy“ bedient, dann ist da wenig Spielraum. Um hier als Leser zu sprechen: Ich liebe besonders jene Bücher, die keinem Genre zuzuordnen sind und sich meist auf keiner Bestsellerliste finden. Die aber einfach grandios geschrieben sind. Für solche Autoren gibt heutzutage natürlich eine ganz einfache und inzwischen anerkannte Lösung: Das Self-Publishing. Aber ich bin altmodisch und möchte für mich ein „richtiges“ Verlagshaus.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Verleger, die sich mit mir auf neues Terrain wagen. Und auf der anderen Seite Autoren für unsere Verlage: Passionierte Blogger für „Bloggingbooks“, Geistliche und gläubige Laien für den „Fromm Verlag“ und Coaches für den „Trainerverlag“.

Wo finden wir Sie im Internet?

www.esther-von-krosigk.de

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Esther von Krosigk

Anzeige (falls eingeblendet)

Schreibe einen Kommentar