Maria Koettnitz: (Angehende) AutorInnen wissen meist nicht, was sie nicht wissen

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Maria KoettnitzWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ach, ich beginne gar nicht so gern mit dem Wörtchen »Ich«, lieber mit dem, was ich mache und liebe: Bücher, Bücher, Bücher … Aber nun gut: Ich befasse mich seit Ewigkeiten schreibend, redigierend, recherchierend, diskutierend mit Manuskripten und Buchprojekten, AutorInnen, die es bereits geschafft haben und solchen, die es werden wollen.

Jahrzehnte bin ich von einer Stadt in die andere gezogen, habe in Häusern wie Harenberg, Droemer, Kindler, Reclam, UIllstein, Patmos, Sauerländer und Artemis&Winkler gearbeitet, interessante und kompetente Menschen kennengelernt, mit Ihnen kleine, große, spannende Buchprojekte jeder Art realisiert, bis ich es müde war, jeden Montagmorgen um 6.00 Uhr in einen ICE Richtung Mannheim zu steigen, der voll war mit bleichen Bankangestellten aus Frankfurt, die Rasierwasserdüfte verströmten und versuchten, noch eine Mütze Schlaf zu kriegen — dann endlich 2011 in Berlin sesshaft geworden und die AKADEMIE FÜR AUTOREN gegründet.

Warum? Viele Jahre musste ich massenweise Manuskripte ablehnen, weil sie schlecht aufbereitet und präsentiert waren, Manuskripte, in die AutorInnen Zeit gesteckt und für die sie Herzblut vergossen haben. Und es waren durchaus Manuskripte dabei, aus denen man hätte mehr machen können … Diesen AutorInnen wollte ich mit einem Seminarangebot helfen, grundlegendes Wissen zu erwerben, was frau/man beachten muss, um ein Buchprojekt erfolgreich einem namhaften Verlag anzubieten. In der AKADEMIE FÜR AUTOREN geben erfahrene Lektoren, Programmleute, Presse-, Werbe-, Marketingmenschen ihr Fachwissen weiter.

Neben meinem Engagement für die AKADEMIE arbeite ich weiterhin für diverse Verlage als Lektorin und Programmfrau, damit ich in der Praxis bleibe.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Mailen, telefonieren, organisieren, Ideen realisieren, an Manuskripten arbeiten … mehr oder weniger so, wie in den letzten Jahrzehnten in den Verlagen auch, allerdings fast ohne Konferenzen und Sitzungen, die nicht immer zielführend waren.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Im Kern ist sie inhaltlich gleich geblieben, doch mit wachsender Erfahrung und Routine geht man die Dinge anders an. Natürlich hat sich mit den neuen Medien das Tempo verändert, alles muss schneller und effizienter geschehen. Aber ich bin nicht kulturpessimistisch und schätze es sehr, dass ich dank Internet und Schwarmintelligenz heute sehr viel rascher an Infos komme als vor Jahren. Ich sehe mich immer noch als Redakteurin von Kindlers Neuem Literaturlexion Anfang der Neunzigerjahre in der Münchner Staatsbibliothek im Katalogsaal sitzen und tagelang im NUC bibliographische Angaben suchen. Was haben wir es da heute doch gut …

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

(Angehende) AutorInnen wissen meist nicht, was sie nicht wissen … und das ist ein Problem, für das ich eine Lösung suche. Am Ende unseres Basisseminars, das grundlegendes Wissen über die Branche vermittelt, das klarmacht, wie Lektoren in den Verlagen Manuskripte auswählen, welche Kriterien sie anlegen, was ihnen wichtig ist, seufzen AutorInnen oft auf und sagen »hätte ich das doch vorher gewusst, dann hätte ich mein Manuskript nicht so abgeschickt und vielleicht eher eine Chance gehabt …« Wie erreiche ich also noch mehr dieser AutorInnen, bevor sie ihre Chance, oft die einzige, verpassen?

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Als neugieriger und kontaktfreudiger Mensch schätze ich den Austausch mit Kreativen generell. Die besten Ideen und Projekte sind meist zufällig im entspannten Gespräch und Austausch mit Menschen entstanden. Kreatives Arbeiten setzt ein Entspanntsein voraus und ein Zuhörenkönnen. Es sind nicht unbedingt die geplanten Brainstormings mit einer Gruppe von Menschen, in denen die besten Ideen entstehen, sondern die gleichzeitig entspannten und konzentrierten Gespräche zu zweit oder zu dritt. Diese können aber durchaus auch bei Veranstaltungen stattfinden, wo viele mit gleichen Interessen sich an einem Ort begegnen. Wichtig ist aber, sich auf einzelne Menschen konzentriert einzulassen. Die sorglose Flüchtigkeit, das bloße Sammeln von Namen und Menschen liegen mir nicht.

Wo finden wir Sie im Internet?

www.akademie-fuer-autoren.de

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Maria Koettnitz

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