Katrin Koppold: Die letzten Monate hätte ich auch allein vom Schreiben leben können

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Katrin KoppoldWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Katrin Koppold. In meinem Hauptberuf als Deutschlehrerin und als Leiterin der Schülerbibliothek halte ich an unserer Schule die Fahne für das Lesen hoch. Die Aussage, die Jugend von heute interessiere sich nicht mehr für Bücher, kann ich so nicht unterschreiben. Natürlich lesen immer weniger meiner Schüler. Da ihnen die Übung fehlt, ist Lesen wahrscheinlich anstrengend für sie. Aber Geschichten lieben sie meiner Meinung nach alle. Denn egal ob Fünftklässlern oder Zehntklässlern, wenn ich ihnen etwas vorlese, ist es im Klassenzimmer immer mucksmäuschenstill.

In meinem zweiten Beruf bin ich freiberufliche Autorin. Ich habe die Romane „Aussicht auf Sternschnuppen“ und „Zeit für Eisblumen“ im Eigenverlag veröffentlicht, was bedeutet, dass ich mich von der Titelfindung, über das Cover bis hin zur Vermarktung um alles selbst kümmern muss. Zunächst war es ein Hobby. Mittlerweile würde ich diese Tätigkeit aber durchaus als zweites berufliches Standbein bezeichnen, denn meine Bücher haben sich so gut verkauft, dass ich die letzten Monate auch allein vom Schreiben hätte leben können.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Dreimal in der Woche stehe ich morgens um sechs auf, mache meine zwei Kinder fertig, bringe den Kleinen in der Kindergarten und halte dann sechs Stunden Unterricht an einer Realschule in der Nähe von München. Zeit zum Schreiben bleibt an diesen Tagen, wenn überhaupt, nur in den Abendstunden. An den zwei Tagen, an denen ich frei habe, versuche ich aber auch morgens an meinen Texten zu arbeiten.

Der Schreibprozess läuft bei mir immer gleich ab. Bevor ich überhaupt mit einer neuen Szene anfangen, muss ich die alte überarbeiten, bis sie mir, zumindest zu diesem Zeitpunkt, perfekt erscheint. Vorher kann ich nicht weitermachen. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass ich am Ende des Romans ein Werk vor mir liegen habe, das kaum noch lektoriert und korrigiert werden muss. Der große Nachteil liegt aber darin, dass ich nur sehr langsam vorankomme. Zumal ich oftmals wegen meiner Kinder eher nach Gelegenheit als nach Inspiration schreiben kann.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

„Aussicht auf Sternschnuppen“ war nach neun Monaten fertig. Ich habe mit meinem damaligen Schreiblehrer Rainer Wekwerth ein Konzept erarbeitet, mich die ersten hundert Seiten von ihm coachen lassen und auch die folgenden 200 Seiten relativ zügig heruntergeschrieben. Mit ein bisschen Disziplin und fast völligem Fernsehboykott war das kein Problem. An „Zeit für Eisblumen“ dagegen habe ich fast anderthalb Jahre gearbeitet, denn ich konnte mich nicht mehr nur auf dieses Buch konzentrieren, ich musste mich zeitgleich auch noch um die Vermarktung des ersten kümmern. Außerdem wurde das Interesse an meiner Person größer, was mich natürlich unheimlich gefreut hat, vor allem am Anfang aber ziemlich erschlagend war. Ein Buch zu schreiben, andere zu vermarkten, mit Lesern und Autoren in Kontakt zu bleiben, Interviews zu geben und zudem auch noch der Familie und meiner Arbeit als Lehrerin gerecht zu werden, das ist tatsächlich eine Aufgabe, bei der ich mir ziemlich oft eine App wünsche, mit der ich mir jeden Tag ein paar Stunden dazubuchen kann. Und da die noch nicht erfunden worden ist, gibt es von mir anders als von vielen meiner Kollegen leider höchstens ein Buch pro Jahr.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Abgesehen von meinem ständigen Zeitproblem bin ich zurzeit sehr zufrieden. Eine Sache, für die es allerdings bestimmt keine Lösung gibt, bereitet mir aber schon Kopfzerbrechen. Und das ist, dass ich mit meinen 2,99 Euro für ein E-Book derzeit fast noch im oberen Preissegment bei den Selfpublishern liege.

Ich selbst habe meinen Debutroman auch schon zum Preis von 99 Cent angeboten, aber ich habe diese Aktion auf einen kurzen Zeitraum begrenzt und zu einem Zeitpunkt durchgeführt, der mir günstig erschien (über Ostern oder kurz vor dem Erscheinen meines neuen Buches). Nun stelle ich aber immer wieder fest, dass viele meiner Kollegen ihre Bücher dauerhaft oder in sehr kurzen Abständen zu einem solch niedrigen Preis verkaufen, so dass man von Aktionen, wie sie es in der Buchbeschreibung darstellen, schon gar nicht mehr reden kann.

Die flexible Preisgestaltung verbunden mit einem geschickten Marketing ist bei der ersten Reduzierung schon fast ein Garant für einen Platz in der Top 100 der Amazon-Charts und somit natürlich ein wirkungsvolles Mittel, um Sichtbarkeit beim Branchenriesen zu erreichen. Ein unschätzbarer Vorteil, den wir Indies gegenüber Verlagsautoren haben. Von daher plädiere ich dafür, diese Aktionen mit Sinn und Verstand einzusetzen und nicht immer nur dann, wenn das Buch droht, ein paar Plätze im Ranking zu fallen. Wenn diese Entwicklung weiter fortschreitet, werden nämlich selbst 2,99 Euro dem Leser irgendwann zu viel für ein E-Book erscheinen.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Mir persönlich ist der Kontakt zu meinen Lesern sehr wichtig, denn ohne ihre Weiterempfehlungen wären meine Bücher niemals so erfolgreich geworden. Und ich möchte allen Mut machen, mir zu schreiben, wenn sie Lob, Kritik, Anregungen loswerden wollen. Ich schreibe garantiert zurück.

Außerdem wäre es wunderbar, wenn auch Menschen aus dem Verlagswesen auf meine Romane und mich aufmerksam werden würden. Nach der Beendigung meiner vierbändigen Frauenroman-Reihe möchte ich mich nämlich an ein Jugendbuch heranwagen. Da ich mich damit auf ein für mich völlig neues Terrain begebe, würde ich mir wünschen, bei diesem Projekt mit einem professionellen Team zusammenzuarbeiten. Und ich möchte dadurch natürlich auch zu zeigen, dass ich als Autorin die Qualität habe, um auch auf dem konventionellen Buchmarkt Fuß zu fassen.

Wo finden wir Sie im Internet?

Homepage: www.katrinkoppold.de
Facebook: facebook.com/pages/Katrin-Koppold/371173459643918
Twitter: twitter.com/KatrinKoppold

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Katrin Koppold

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