Jasper Nicolaisen: Ich bin Mitbegründer des Verlags für unerhörte Elektronovellen – “das Beben”

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Jasper NicolaisenWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Jasper Nicolaisen und ich bin Mitbegründer des Verlags für unerhörte Elektronovellen, „das Beben“. Ich bin dort gemeinsam mit den anderen Gründerinnen und Gründern für die Programmgestaltung zuständig, sichte und bewerte also eingehende Manuskripte und lektoriere einzelne Titel. Darüber hinaus bin ich beim Beben der Mensch, der in erster Linie für Presse und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Und natürlich mache ich mit Büchern, was jede einigermaßen ernstzunehmende Existenz damit macht: lesen, lieb haben oder mich drüber ärgern.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Wochentags: Ich stehe um 6 auf, frühstücke, setze mich an den Rechner und erledige Mails, pflege unseren Twitteraccount. In der S-Bahn lese ich Manuskripte auf dem E-Reader. Dann frage ich den Tag über Kinder im Alter zwischen einem und drei Jahren, ob ich vielleicht mitspielen darf. Literarische Erlebnisse habe ich in dieser Zeit bei Gesprächen in Zungen und wie von Außerirdischen. Abends mache ich Pressemitteilungen und Lektoratsarbeit.

Wochenends: Ich stehe um 8 auf, frühstücke, gehe mit meinem Mann und dem Hund raus (die unterschiedliche Bedürfnisse zu erfüllen haben), setzte mich an den Rechner und übersetze ein Buch, schreibe Artikel oder Stories. Abends widerstehe ich der Versuchung, Presse und Lektorat zu machen und gebe anderen Versuchungen nach.

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Noch nicht sehr – ich fange ja gerade erst an mit dem Beben. Meine Einstellung zu den Erfolgsaussichten des Verlags wechselt aber ständig zwischen: „Wir sehen unser Geld nie wieder“ und „Die Bücher sind so super, da können wir nicht die einzigen sein, die sie lieben.“

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Erstens, wie ich meine Gedanken direkt in die Köpfe meiner Verlagskollegen beamen kann, damit sie immer mit mir einer Meinung sind und wir uns die lästigen Maildiskussionen sparen. Zweitens, wie wir die mangelnde Sinnlichkeit des E-Books ausgleichen können. Gedruckte Bücher sind ja nicht nur Textträger, sondern auch Artefakte, die per Berührung, Geruch, Aussehen gewissermaßen Leben auf sich ansammeln. Wer ein gedrucktes Buch zur Hand nimmt, greift nach Erinnerungen – auch solchen, die er oder sie vorher gar nicht hatte. Wie verflixt noch mal geht das beim E-Book?

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Im Moment? Alle! Leserinnen, andere Verleger, Autorinnen, Journalisten, Pressebespaßer und dahergelaufene Netztrolle, die glauben, dass wir mit der NSA unter einer Decke stecken. Das Beben hat ein tolles Startprogramm, das muss bekannter werden. Wir machen Bücher, die gemacht werden müssen, ohne Genrescheuklappen, intensiv, sprachbewusst, aber (oder gerade deswegen) unterhaltsam. Und im Novellenformat konzentriert: Wenn’s reicht mit dem Text, dann reicht’s auch. Wer neugierig ist, soll schreiben, dann werden wir von selbst bekannt.

Wo finden wir Sie im Internet?

Unsere Webseite mit eigenem Shop (registierungs- und DRM-frei) steht unter www.verlagdasbeben.de. Wir haben eine sehr aktive Facebook-Seite mit Statements, News, Fotos und Quatsch, die gibt’s unter facebook.com/verlagdasbeben. Man kann unserem Gezwitscher lauschen unter @VerlagdasBeben. Übrigens findert man uns nicht nur im Netz, sondern auch in vielen Berliner Buchhandlungen neben der Kasse, wo man unsere schick gestalteten Geschenkkarten mit Downloadcodes kaufen kann.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Jasper Nicolaisen

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