Claudia Hanssen: Ich leite seit gut zehn Jahren die Pressestelle des Goldmann Verlags in München

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Claudia Hanssen: Ich leite seit gut zehn Jahren die Pressestelle des Goldmann Verlags in München Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Mein Name ist Claudia Hanssen und ich leite seit gut zehn Jahren die Pressestelle des Goldmann Verlags in München. Dazu gehören heute verlegerisch neben der Marke Goldmann auch die Verlage btb, Luchterhand Literaturverlag, Manhattan, Page & Turner, Riemann, Mosaik, Arkana und Kailash. Inhaltlich und thematisch also eine große Bandbreite, aber genau das macht meinen Job – der nur mit einem tollen Team zu bewerkstelligen ist – so unglaublich spannend. Ursprünglich bin ich allerdings Kunsthistorikerin. Nach dem Studium habe ich eine journalistische Ausbildung gemacht, später bin ich nach München gegangen und habe vier Jahre als Ressortleiterin bei BUNTE gearbeitet. Eine spannende Zeit. Und Bücher? Sind immer noch etwas Wunderbares. Der einzige Haken an meinem Beruf ist, dass man mit der Zeit verlernt, ohne professionelle Sicht auf die Dinge zu lesen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich muss gestehen, dass ich mittlerweile zu den Menschen gehöre, die bereits vor dem Aufstehen zum Kaffee den ersten Blick in die Mails, twitter, facebook und diverse Online-Dienste von Zeitungen und Magazinen werfen. Dazu die FAZ und öffentlich-rechtliches Frühstücksfernsehen. So fängt ein typischer Arbeitstag an. Danach im Büro gilt für mich das, was für ganz viele Kollegen Alltag ist: Pläne und To-do-Listen sind schön, fünf Minuten nach Arbeitsbeginn aber meist hinfällig und überholt. In einer Pressestelle kommt es darauf an schnell, aktuell und individuell auf Wünsche und Anforderungen einzugehen, die an uns herangetragen werden. Von Journalisten genauso, wie von unseren Autoren. Da Geduld in manchen Situationen des alltäglichen Lebens nicht meine allergrößte Stärke ist, versuche ich die meiner Partner auch möglichst wenig zu strapazieren.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Als ich hier in der Pressestelle angefangen habe, gab es unter anderem einen großen Hängeregisterschrank, in dem Mappen für jeden Autor waren. Dort wurden Papier-Abzüge der Autorenfotos aufbewahrt, die bei Bedarf per Post an das jeweilige Medium verschickt wurden. Gingen diese Abzüge zur Neige, ging man in die hauseigene Bildstelle und bestellte neue. Das ist „nur“ zehn Jahre her und doch heute unvorstellbar altmodisch und vor allem langsam. Unsere Welt ist insgesamt schneller geworden, die große Verfügbarkeit von Geschichten und Nachrichten im Netz hat den Wunsch nach Exklusivität bei Medienpartnern wachsen lassen, aber die Technik hat auch manche Abläufe stark vereinfacht.

Darüber hinaus haben die neuen Medien unser gesamtes Berufsbild nachhaltig verändert. Es wird heute von einem Pressereferenten nicht nur erwartet, dass er die Klaviatur der klassischen wie der online PR perfekt zu bespielen weiß, dass er fit ist in Sachen Social Media, sondern er muss sich natürlich auch mit rechtlichen Dingen vertraut machen. Stichwort Urheberrechtsschutz im Netz zum Beispiel. Blogger gehören heute ganz selbstverständlich genauso zu unseren Partnern wie schreibende Kollegen von Zeitungen und Magazinen oder Fernsehjournalisten. Die wachsende Bandbreite bedeutet aber auch eine stärke Ausdifferenzierung der Anforderungen und der Angebote, die wir machen.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Wenn ein Problem bereits typisch ist, hat man vermutlich auch eine Lösung. Von daher finde ich, dass es typische Probleme im Sinne von Wiederkehr eher selten gibt. Mein größtes Problem ist zu wenig Zeit und häufig zu viele Meetings. Wenn da jemand eine Lösung hätte…

Wo finden wir Sie im Internet?

Goldmann und btb sind bei facebook aktiv, wir twittern, sind bei google+ und haben für die Verlage eigene YouTube-Kanäle. Und natürlich sind über www.randomhouse.de alle unsere Einzelverlage im Netz präsent. Mich persönlich findet man nebenbei auch bei XING.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Claudia Hanssen

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