Annika Bühnemann: Trotz hoher Verkaufszahlen ist es schwierig, ohne Verlag ernstgenommen zu werden

Die folgenden sechs Fragen unserer Interview-Reihe werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Annika BühnemannWer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Seit Ende August heiße ich Annika Bühnemann – ich habe nämlich geheiratet – und ich bin freie Autorin, ohne Verlag im Hintergrund. Mit Büchern mache ich insbesondere drei Sachen: 1) Ich schreibe Frauenromane, 2) ich entschwinde mit ihnen aus meinen tristen Alltagssorgen, 3) ich erschlage Mücken, die sich zu nahe an mich heran trauen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich stehe viel zu früh auf (gegen sechs), nachdem ich viel zu wenig geschlafen habe. Dann bringe ich meinen Hund zum Hundesitter und mache ich mich auf meine ein- bis eineinhalbstündige Fahrt zu meinem Brotberuf als Marketeer (Mitarbeiter im Marketing), von dem ich erst abends gegen sechs oder sieben wiederkomme. Ich gebe zu, dass ich auch tagsüber trotzdem gedanklich häufig bei meinen Büchern bin und entsprechend E-Mails schreibe, die Handlung meines Projektes bearbeite oder mit meinen Charakteren telepathische Gespräche führe. Intensiv schreiben kann ich aber nur abends oder am Wochenende (das wäre ja auch sonst ziemlich frech den Kollegen gegenüber, wenn ich das auf meiner Arbeit machen würde!). Ansonsten bin ich – ein Hoch auf die Technik! – durch mein Smartphone stets mit der Welt vernetzt und man findet mich in den bekannten Netzwerken. Natürlich nur in der Mittagspause… 😉

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Zeit verändert?

Sie ist definitiv strukturierter geworden! Wo früher noch Szenen entstanden, in denen einfach irgendeine Idee skizziert wurde, da lege ich heute Charaktere an, arbeite die Idee aus, schreibe ständig Passagen um, streiche, schiebe und verfluche Absätze.

Mein wachsendes Wissen über das Schreiben von Romanen wirkt sich auch auf meinen Beruf im Marketing aus, wo ich ebenfalls häufig Texte verfasse: Ich streiche mehr, hinterfrage meine Texte häufiger und habe die Qualität meiner Arbeit deutlich erhöht.

Was ist ein Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Die Anerkennung als Autorin ohne Verlag. In meinem Bekanntenkreis erfahre ich breite Unterstützung, aber ich musste in den letzten Monaten lernen, dass es als Autor sehr schwierig ist, ernstgenommen zu werden, wenn man keinen Verlag im Rücken hat, trotz hoher Verkaufszahlen und wachsendem Bekanntheitsgrad. Daher werde ich mein nächstes Projekt wieder ein paar Verlagen vorlegen. Hybrid-Autoren, also Autoren, die sowohl als Selfpublisher als auch über Verlage ihre Bücher schreiben, sind meiner Meinung stark auf dem Vormarsch und ich möchte diesen Trend nicht versäumen. Es bietet eine tolle Möglichkeit, voneinander zu lernen.

Ich glaube, ich gehöre zu den wenigen Autorinnen, die nicht über mangelnde Zeit, mangelnde Verkäufe oder mangelndes Marketing jammern. Meine Zeit nutze ich und ich weiß, ich würde viel davon verdaddeln, wenn ich den ganzen Tag Zeit zum Schreiben hätte. Im August, dem ersten Verkaufsmonat, wurde mein Buch „Auf die Freundschaft!“ fast 3.000 Mal gekauft und bescherte mir somit Platz 3 im Amazon-Ranking. Und was das Marketing angeht…ist halt mein Beruf, von daher kann ich da auch ein solides Hintergrundwissen bauen.

Wer sollte Sie ggf. kontaktieren – welche Art von Kontakten wäre zurzeit hilfreich für Sie?

Ich freue mich über jeden, der mein Buch kauft und bin sehr gerne im Kontakt mit den Lesern. Ich veranstalte daher auch regelmäßig Leserunden und antworte auf jede E-Mail, die mich erreicht.

Gerne möchte ich mit Verlagen in Kontakt kommen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Und selbstverständlich stehe ich einem Austausch mit anderen Schreibwütigen immer positiv gegenüber.

Wo finden wir Sie im Internet?

Nahezu überall, die wichtigsten Stationen sind wohl hier:

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Annika Bühnemann

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