Ursi Breidenbach: Ich widme mich mit Haut und Haar der Frauenunterhaltungsliteratur

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Ursi Breidenbach: Ich widme mich mit Haut und Haar der Frauenunterhaltungsliteratur Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich heiße Ursi Breidenbach, komme aus der Steiermark (Österreich), bin Kunsthistorikerin und schreibe Frauen-Unterhaltungsliteratur.

Mit Büchern mache ich sehr viel, denn sie bestimmen seit langem meinen Alltag auf sehr unterschiedliche Weise. Zum einen bin ich Mutter von zwei Buben, denen ich viel vorlese. Seit der Ältere eingeschult wurde, kommen die Schulbücher dazu, in die ich jeden Nachmittag mit ihm hineinschaue. Des weiteren kaufe ich leidenschaftlich gern Bücher – glauben Sie es mir, es ist schon ziemlich suchtartig. Jeder, der meinen Stapel mit den Büchern, die ich bald lesen möchte, sieht, hat zu tun, die Augenbrauen wieder in ihre korrekte Position zu bringen. Wie man daraus ableiten kann, bin ich auch Leserin. An sich mag ich alle Arten von Büchern, wobei meine absoluten Favoriten aber allesamt Liebesgeschichten erzählen. Was auch schon eine elegante Überleitung zu meiner Hauptbeschäftigung mit Büchern bietet: Mein Autorenberuf. Zuerst habe ich als Mitarbeiterin in Ausstellungen und dann als Galeristin etwa zehn Jahre lang kunsthistorische Texte geschrieben. Seit drei Jahren stehen die Kunst-Bücher aber im Regal und ich widme mich mit Haut und Haar der Frauenunterhaltungsliteratur.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Wenn ausreichend Koffein durch meine Venen strömt und die Kinder aus dem Haus sind, setzte ich mich an den Schreibtisch, um zuerst einmal den organisatorischen Aspekt des Autorendaseins zu managen. Heute früh ging es zum Beispiel darum, einige signierte Exemplare meines neuen Romanes “Im Zeichen der Vanitas” zu verschicken. Da ich noch nicht so lange in der Branche bin (mein erster Roman erschien vor einem Jahr), ist das noch immer ein erhebendes Gefühl. Leider bin ich heute dabei so auf Wolke Sieben geschwebt, dass ich das Buch meiner Romanheldin Fanny gewidmet und ihr viel Spaß mit der Leserin Monika gewünscht habe …

Der restliche Vormittag und später der Abend, wenn die Familie versorgt ist, gehören dann dem Schreiben und dem Überarbeiten meiner Manuskripte.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Im Augenblick schreibe ich an Band 3 meiner obersteirischen Liebesgeschichten, der in etwa einem Jahr erscheinen soll. Die Arbeit am Manuskript ist diesmal ganz anders, weil die weibliche Hauptfigur Charakterzüge aufweist, die mir persönlich sehr fremd sind. Ich bin eine organisierte Frau, die gern plant. Sie tut das gar nicht, bevorzugt das Chaos und lebt von einem Augenblick zum nächsten. Irgendwie schafft sie es ständig, mir in die Suppe zu spucken, mein vorab festgelegtes Konzept für die Handlung über den Haufen zu werfen und unvorhergesehene Wendungen in die Geschichte zu bringen. Manchmal bin ich schon richtig sauer auf sie, andererseits liebe ich sie dafür, dass sie mir meinen Arbeitsalltag im Augenblick so spannend gestaltet. Heute hat sie mir zum Beispiel verraten, dass sie eine Figur, die ich längst in die Wüste schicken wollte, gern gegen Ende des Buches treffen will. Was soll ich dazu bitte schön sagen? Wer ist hier eigentlich der Boss?

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Ich habe beim Schreiben zwei Hauptanliegen: Erstens möchte ich meinen Leserinnen und Lesern bestmögliche Unterhaltung bieten. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt Unterhaltung im Sinne von schenkelklopfendem Lachen, sondern im Sinne von Lesegenuss. Meine Zutaten sind neben Spaß auch Gefühle, Spannung, Erotik und eine Prise kultureller Hintergrund.

Zweitens ist es mir wichtig, meinen Charakteren eine möglichst stimmige, realistische Psyche zu verleihen. Aus diesem Grund habe ich eine Psychologin als Beraterin, die meine Figuren und ihr Handeln mit mir gemeinsam auseinander nimmt und analysiert. Da sie in Deutschland sitzt und ich in Österreich, arbeiten wir via E-Mail mit “Ferndiagnose”. Ich schicke ihr meine Manuskripte Kapitelweise – sie liest und kommentiert sie. Ich stelle ihr Fragen. Daraus entstehen oft endlose Diskussionen, die erst dann beendet werden, wenn die Romanheldin/der Romanheld austherapiert ist.

Ein typisches Problem wäre da die adäquate Körpersprache: Wie verhält sich ein Mann, wie eine Frau, wie ein Teenager usw. Wussten Sie zum Beispiel, dass wir in Momenten der Anspannung unsere Beine am wenigsten kontrollieren können? Wir schaffen es ganz gut in Stresssituationen auf unsere Mimik und Handhaltung zu achten, gleichzeitig unterm Tisch aber nicht irgendeinen Unsinn mit den Füßen anzustellen, ist schon sehr, sehr schwierig.

So und jetzt wissen Sie auch, warum ganz viele Autorinnen und Autoren bei Lesungen auf lange Tischtücher bestehen 😉

Wo finden wir Sie im Internet?

www.breidenbach-romane.at
www.facebook.com/BreidenbachRomane

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Ursi Breidenbach

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