Timothy Sonderhüsken: Ich bin Programmmacher und “Lektor aus Leidenschaft”

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Timothy Sonderhüsken: Ich bin Programmmacher und "Lektor aus Leidenschaft"

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin Programmmacher und „Lektor aus Leidenschaft“: Ich suche nach Autoren, deren Texte mich begeistern, helfe ihnen, das Beste aus ihren Geschichten herauszuholen – je nach Bedarf als sanfter Hinweisgeber oder als freundlicher, aber bestimmter Trainer – und helfe dann dabei mit, die so entstehenden Bücher bestmöglich zu verbreiten. 20 Jahre lang habe ich dies bei großen Druckverlagen getan – Econ, Heyne und Droemer Knaur –, bevor ich mir im April 2012 ein ganz besonderes Abenteuer gesucht habe: dotbooks, den unabhängigen eBook-Verlag, der die Qualitäten des „old school publishings“ mit den Möglichkeiten des digitalen Publizierens verbindet (und, nebenbei bemerkt, auch Papierfreunde nicht ausgrenzt, sondern einen großen Teil des Programms auch als printBook anbietet).

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen“ – dieser Spruch von John Lennon trifft meiner Erfahrung nach vor allem auf die Arbeit im Lektorat zu. Natürlich gibt es „basics“, die jeden Tag anfallen: mit Autoren, Agenten, Redakteuren, Grafikern, Herstellern und Lesern kommunizieren, Texte schreiben und korrigieren, an Manuskripten arbeiten, gemeinsam mit der Verlegerin an der Programmstrategie feilen, die Marketing- und Pressekolleginnen unterstützen, dem Volontär etwas beibringen und, und, und. Aber: Jeden Tag passieren eben auch die Dinge, die man nicht planen kann: ein Autor mag seine Hauptfigur nicht mehr oder versteht sich nicht mit seinem Redakteur, ein wunderbares Coverbild funktioniert in unserer Verlagsoptik nicht, eine eBook-Konvertierung muss nachgebessert werden und, und, und. Eine Freundin sagte neulich zu mir: „Das würde mich alles wahnsinnig machen.“ Ich kann dazu nur sagen: Ich liebe es – denn mehr Leben als im Lektorat kann ich mir in keinem anderen Beruf vorstellen.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Das Berufsbild des Lektors hat sich in den letzten 20 Jahren stark verändert, vom Autorenflüsterer hin zum Produktmanager, der übergreifender arbeitet. Es ist schon spannend, was im Lauf der Zeit alles zu den Aufgaben und Verantwortungen dazugekommen ist – auf einem anderen Blatt steht, dass eigentlich nie etwas wegfällt … Aber ich will mich nicht beschweren, denn die vielen neuen Anforderungen bieten auch immer die Möglichkeit, den Job noch besser zu machen. Nehmen wir als Beispiel Facebook: Ja, es kostet Zeit, dort präsent und ansprechbar zu sein – aber es ist eine perfekte Möglichkeit, die Begeisterung für unsere Autoren und ihre Geschichten ohne Streuverlust an die Leserinnen und Leser „da draußen“ weiterzugeben (ganz davon abgesehen, wie viele spannende neue dotbooks-Autoren ich in den letzten Wochen über „den blauen Salon“ kennengelernt habe).

Die größte Umstellung für mich war es natürlich, im März 2012 nach 14 Jahren die Verlagsgruppe Droemer Knaur zu verlassen und bei dotbooks anzuheuern – ich bin vom großen und mannschaftsstarken Schlachtschiff auf das wendige Segelboot umgestiegen. Ich genieße die Arbeit in einem kleinen Team mit extrem kurzen Entscheidungswegen – es bedeutet aber auch, dass ich hier Aufgaben zusätzlich übernehme, für die es bei meinem alten Arbeitgeber jede Menge Kollegen gab.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Das größte Problem ist, dass der Tag nur 24 Stunden hat – im Moment könnte ich 36 besser gebrauchen. Und neun Arbeitstage pro Woche, bitte. Davon abgesehen gibt es typische Probleme so wenig wie einen typischen Arbeitstag. Was ich aber natürlich immer suche sind neue Autoren und neue Geschichten, mit denen man Leser begeistern kann.

Wo finden wir Sie im Internet?

Ganz offiziell findet man unseren Verlag im Internet unter www.dotbooks.de. Etwas weniger offiziell erzähle ich auf www.facebook.com/dotbooks und www.facebook.com/dotbooks.erotische.unterhaltung aus dem Verlagsalltag und zeige bei www.pinterest.com/dotbooks Bilder aus dem persönlichen dotbooks-Fotoalbum. Wer noch eine andere Stimme des Verlags kennenlernen möchte: Unser Volontär Lukas Dingelmaier zwitschert bei www.twitter.com/dotbooks_verlag seine Sicht der Dinge.

Bildquelle: Peter von Felbert

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