Andrea Hackenberg: Ich bin eine Heimatdichterin ohne Angst vor Kitsch

Die folgenden fünf Fragen werden regelmäßig von den unterschiedlichsten Köpfen der Buchbranche beantwortet und die Interviews werden hier im Blog veröffentlicht. Dadurch entstehen Beiträge, die zum einen Aufmerksamkeit auf jene lenken, die “was mit Büchern machen”, und die zum anderen die Veränderungen und Herausforderungen in den verschiedenen Bereichen der Branche sichtbar werden lassen. Wenn Sie ebenfalls teilnehmen möchten, senden Sie Ihre Antworten und ein Bild von Ihnen bitte an Leander Wattig. Als Inspirationsquelle könnten Ihnen die bisherigen Interviews dienen. (Jedoch behalte ich mir vor, nicht alle Zusendungen zu veröffentlichen.)

Andrea Hackenberg: Ich bin eine Heimatdichterin ohne Angst vor Kitsch

Wer sind Sie und was machen Sie mit Büchern?

Ich bin eine Heimatdichterin ohne Angst vor Kitsch. „Regio-Chick-Lit“ heißt das neue Genre, in dem ich mich Zuhause fühle: Darin verbindet sich die für Frauen-Belletristik typische Suche nach Mister Right mit einer Liebeserklärung zu dem Landstrich, in dem die Geschichte spielt. Die Heldin meines ersten Romans „Abgeferkelt“ stöckelt daher nicht durch London, New York oder Berlin, sondern durch die Lüneburger Heide – und bleibt mit ihren hohen Absätzen auch gleich im Schweinemist stecken. Seit meiner Zeit als Lokal-Reporterin in Lüneburg, Celle und Wittingen ist mir diese Region so sehr ans Herz gewachsen, dass ich in meinem Buch kein Klischee ausgelassen habe: Die Heide steht in voller Blüte und aus der Ferne erklingt das Löns-Lied. Doch die Wanderschäfer befördern Teile ihrer Herde mit dem Öffentlichen Personennahverkehr, die Schnucken neigen zur Profilneurose und die Schützen vor Ort sind schwul. Das Rosarote ist gewollt und erlaubt, geht jedoch immer mit dem Skurrilen, Derben, Unerwarteten einher. Das macht für mich den Reiz am neuen Heimatroman aus.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Hauptberuflich arbeite ich als Redakteurin für ein Fachmagazin, daher schreibe ich werktags meist nur journalistische Texte. Sofern ich eine Deadline im Nacken habe, setze ich mich auch nach Feierabend für ein paar Stunden an meinen Roman: In guten Phasen ist das wie Fernsehgucken im eigenen Kopf – ich genieße es dann, jenseits aller Sachzwänge einfach das aufzuschreiben, was mir in den Sinn kommt. An schlechteren Tagen starre ich den Bildschirm an, zerbeiße meine Bleistifte und frage mich, warum ich mir das alles eigentlich antue. An den Wochenenden und im Urlaub fällt mir die Arbeit am Buch generell leichter: Dann stehe ich früh auf, lese und korrigiere die Passagen vom Vortag und versuche mich an einem neuen Abschnitt. In der Regel mache ich mir keine festen Vorgaben wie eine Mindestanzahl an Seiten, die ich am jeweiligen Tag schaffen müsste. Stattdessen nehme ich mir vor, die Geschichte um einen inhaltlichen Baustein voranzutreiben – das kann unterschiedlich lange dauern und mal mehr, mal weniger Seiten in Anspruch nehmen.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren bzw. in der letzten Zeit verändert?

Das Internet hat eine Menge Unruhe in meine stille Schreibstube gebracht. Statt komplett in Klausur zu gehen, investiere ich jetzt auch Zeit ins Netzwerken auf Facebook, halte nach Online-Rezensionen Ausschau und trete über Portale wie Lovelybooks.de in Kontakt mit meinen Lesern. Ein bisschen sehe ich da schon die Gefahr, zu abgelenkt zu sein und verordne mir jetzt regelmäßig eine Surf-Diät. Sonst komme ich zu gar nichts mehr.

Was ist ein typisches Problem bei Ihrer Arbeit, für das Sie eine Lösung suchen?

Ich schreibe über eine Region, in der ich nicht mehr lebe. Das stellt mich bei jeder Passage mit Lokalkolorit vor große Herausforderungen. Um diese geografische Kluft zu überbrücken, zählen die Online-Ausgaben mancher Lokalzeitungen in der Lüneburger Heide zu meiner Pflichtlektüre. Auch ein Besuch vor Ort ist demnächst wieder angesetzt. Das müsste ich viel öfter machen – was neben meinem Vollzeit-Job leider nicht ganz einfach ist.

Wo finden wir Sie im Internet?

Auf meiner offenen Facebook-Fanseite sowie auf den Seiten des Droemer Knaur Verlags. Darüber hinaus gibt es noch eine ganz klassische Homepage: www.andrea-hackenberg.de

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Bildquelle: Michael Kleinespel

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